Eine positive Bilanz haben die Kreistagsfraktionen von Grünen, SPD und UWG/Stadtpartei nach dem Bürgerdialog mit Regierungspräsident Andreas Bothe gezogen. Bothe hatte gemeinsam mit weiteren Expertinnen und Experten der Bezirksregierung gut 80 Elternvertretern und Kommunalpolitikern im Borkener Kreishaus Rede und Antwort gestanden zu den Abordnungen von Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern aus dem Kreis Borken ins Ruhrgebiet. Jens Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, dankte Bothe, dass dieser sich „stellvertretend für die Landesschulministerin“ den Eltern gestellt und ihre Fragen beantwortet habe. Dem Regierungspräsidenten und seinem Team gelang es dabei, das Verständnis für die Notwendigkeit der Abordnungen zu erhöhen, es seien „allerdings auch noch viele Fragen offen geblieben.“ Für die Zukunft müsse die Behörde sich „erheblich anstrengen, um Vertrauen zurück zu gewinnen,“ betonte Steiner. Es sei aber positiv festzuhalten, dass die Bezirksregierung die Kritik der Eltern „ernst nehme und mehr Transparenz zugesichert habe.“
Kurz vor den Sommerferien war öffentlich geworden, dass 33 Grundschullehrkräfte aus dem Kreis überwiegend gegen ihren Willen ins Ruhrgebiet versetzt werden. Diese Versetzungen hatten zudem weitere 17 Abordnungen innerhalb des Kreises zwischen Schulen zur Folge, um Lücken im Personalbestand zu schließen. Im gesamten Münsterland wurden auf diese Weise gut 100 Lehrkräfte zwischen Grundschulen verschoben. „Uns im Westmünsterland trifft die Zahl der Abordnungen besonders hart,“ bewertet Daniel Höschler, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion die vom Regierungspräsidenten veröffentlichten Zahlen. „Die Stadt Münster hat demgegenüber nur zehn Lehrer ins Ruhrgebiet abordnen müssen – und das auch nur rechnerisch, denn dabei handelt es sich ausschließlich um Neueinstellungen, die zuvor an keiner Schule in Münster tätig waren.“ Auch im Kreis Borken habe es Neueinstellungen gegeben, um die Abordnungen auszugleichen. „Wieso diese neu eingestellten Lehrkräfte nicht wie in Münster direkt ins Ruhrgebiet abgeordnet wurden, ist offen geblieben.“ Dagegen sei deutlich geworden, dass die von der CDU erhobene Behauptung, die Neueinstellungen seien nur auf Initiative von Landrat Zwicker (CDU) erfolgt, „frei erfunden“ ist. In den Kreisen Coesfeld, Steinfurt und Münster sei genauso verfahren worden. „Landrat und CDU versuchen sich selbst zu loben, nachdem sie mehr als acht Wochen die Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie die betroffenen Lehrkräfte ignoriert haben,“ kritisierte Höschler.
Das Schulamt für den Kreis Borken habe die Schulen und Lehrerkollegien mit dem Problem der Abordnungen allein gelassen, zog Jörg von Borczyskowski, Fraktionsvorsitzender von UWG/Stadtpartei Bilanz. Die Bezirksregierung habe entschieden, welcher Schulamtsbezirk wie viele Lehrer abordnen muss. „Das Schulamt hat dann den Schulen selbst die Entscheidung aufgebürdet, welche Kollegen gegen ihren Willen die jeweilige Schule verlassen müssen und ins Ruhrgebiet versetzt werden.“ Herfür habe es keine klaren Kriterien gegeben, was zwangsläufig zu schlechter Stimmung in den Kollegien geführt habe. „Dabei wäre es doch gerade die Aufgabe der Schulbehörde, die Schulen vor Ort mit dieser Herausforderung, für die sie zudem gar keine Verantwortung trifft, nicht einfach allein zu lassen.“ Insgesamt begrüßte auch von Borczyskowski die Bereitschaft des Regierungspräsidenten, die Fragen der Eltern nun doch noch zu beantworten. „Diese Veranstaltung hätte jedoch mindestens acht Wochen früher stattfinden müssen, dann wäre es möglich gewesen, Härtefälle, wie die Abordnung von drei Lehrkräften allein aus der Walburgisschule in Velen-Ramsdorf, zu vermeiden. Für die Zukunft müsse hier definitiv nachgebessert werden, denn massive Lücken bei der Lehrerversorgung im Ruhrgebiet wird es auch in den kommenden Jahren geben. Für die Initiative der drei Kreistagsfraktionen gab es Anerkennung aus den Reihen der Eltern: „Ohne die Unterstützung wäre es nicht zu dem Gespräch mit dem Regierungspräsidenten gekommen und wir wären nach wie vor ohne Informationen,“ sagte eine Mutter. Die Kreistagsfraktionen wollen die Schulentwicklung auch in den kommenden Monaten weiter begleiten und sagten den Elternvertretern auch für die Zukunft ihre Unterstützung zu.
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